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Was hüpft denn da? Endo- und Ektoparasiten beim Kaninchen
Mit den knuddeligen Kaninchen hüpfen leider auch jede Menge Parasiten und Milben durch Haus und Garten, denn sie finden sich überall: im Heu, in der Einstreu und natürlich in und auf den Tieren selbst. Ist das Tier gesund haben die lästigen Krabbeltiere und Darmparasiten keine Chance sich übermäßig zu vermehren. Bei kranken Tieren mit geschwächtem Immunsystem schaut`s anders aus; Endo- und Ektoparasiten können sich ungehindert vermehren und verursachen deutliche Krankheitssymptome, die durchaus ernst zu nehmen sind.
Ursachen für ein geschwächtes Immunsystem
Abgesehen von zugrunde liegenden Erkrankungen kann jedoch auch starker Stress eine Schwächung des Immunsystems verursachen. Manchmal passt die Gruppe einfach nicht zusammen; es gibt immer wieder Rangordnungskämpfe, die die einzelne Tiere extrem stressen können. Auch Jungtiere, die geschlechtsreif werden, leiden oft unter Stress. Ebenso wie Tiere, die zu oft durch ihre Besitzer hochgenommen, bespielt und in ihren natürlichen Abläufen gestört werden.
Neben Stress spielt auch die Ernährung eine Rolle. Nährstoffmangel schwächt die Abwehrkräfte, deshalb sollte unbedingt die Ernährung überdacht und gegebenenfalls umgestellt werden.
Achten Sie auf eine saubere Umgebung und reinigen Sie den Käfig regelmäßig. Übermäßige Sauberkeit oder gar Desinfektionsmittel sind jedoch auch nicht ideal. In einer keimfreien Umgebung können die Tiere keine Abwehrkräfte entwickeln, das Immunsystem wird nicht gefordert und hat gegen einen Parasitenbefall keine Chance.
Aber auch der Käfig selbst und seine Einrichtung sollte den natürlichen Bedürfnissen der Tiere angepasst sein. In schlecht belüfteten Plastikkäfigen herrscht ein feucht-warmes Klima, das die Ansiedlung von Bakterien, Milben und Pilzen begünstigt.
Wie erkennt man einen Befall mit Hautparasiten (Ektoparasiten) ?
Untrügliches Anzeichen für einen beginnenden Befall mit Juckreiz erzeugenden Parasiten ist häufig vermehrtes Putzen. Die Tiere wirken unentspannt, zucken zusammen, drehen ihren Kopf ruckartig zum Hinterteil und putzen und knabbern heftig im Fell. Selbst beim Fressen oder in Situationen, in denen sie sich üblicherweise nicht putzen, ist dieses Verhalten zu beobachten.
Welche Ektoparasiten gibt es?
Zu den häufigsten Erregern zählt die Sarkoptesmilbe, auch Grabmilbe genannt. Wie der Name sagt, gräbt sich diese Milbenart unter die Haut und ernährt sich von Lymphe und Zellflüssigkeit. Starker Juckreiz, schorfige, blutige Stellen und Haarausfall sind ein deutliches Anzeichen. Zudem wirkt das Tier unruhig und kratzt sich häufig. Obgleich die Wunden und Krusten sehr charakteristisch sind, ist eine eindeutige Diagnose nur durch ein Hautgeschabsel möglich. Sarkoptesräude muss unbedingt behandelt werden, denn die Tiere leiden Schmerzen, magern bei starkem Befall ab und können sogar daran sterben.
Eine andere Milbenart siedelt bevorzugt im Innenohr und bei starkem Befall auch auf der äußeren Ohrmuschel. Diese Milben leben auf der Haut, stechen diese an und ernähren sich von den austretenden Gewebesäften. Diese sogenannte Ohrräude ist gut an den schuppigen Ekzemen am Ohr zu erkennen. Auch die Ohrräude verursacht Juckreiz und Entzündungen. Die Tiere haben Schmerzen, zeigen Kopfschütteln und manchmal auch Krämpfe. Auch eine Kopfschiefhaltung kann ein Indiz für Ohrmilben sein. Hier erlaubt eine Ohruntersuchung mit Lichtquelle und eine mikroskopische Untersuchung eine eindeutige Diagnose.
Besonders lästig ist die Raubmilbe. Sie besiedelt die oberen Hautschichten, ernährt sich von Hautpartikeln und anderen Milbenarten. Sie ist nicht wirtsspezifisch, kann daher also auch Hund und Katze befallen. Raubmilben erkennen Sie an den großen, auffallenden Schuppen, sowie Ekzemen und Haarausfall am Rücken und Nacken. Mittels eines einfachen Tesaabklatsches sind diese Milben gut unter dem Mikroskop zu erkennen.
Pelzmilben lassen sich überall auf dem Tier in den Haarbälgen finden. Besonders geschwächte und junge Tiere sind oft befallen. Meist bleibt ein Befall mit Pelzmilben lange Zeit symptomlos. Nur bei stark geschwächten Tieren oder einem extremen Befall kann es zu vermehrtem Juckreiz und zu Ekzemen kommen.
Haarlinge sind als kleine, längliche Würmchen (1 – 2 mm lang) in weiß oder schwarz meist gut zu sehen. Sie siedeln überall auf dem Tier, bevorzugt jedoch am Kopf und an der hinteren Rückenpartie und in der Aftergegend. Das Tier wirkt unruhig und kratzt sich häufig, was zu Haarausfall und blutig-entzündeten Hautstellen führt.
Bei starkem Befall ist das Tier deutlich geschwächt, anfällig für weitere Infektionen und wirkt extrem unruhig bis es sich völlig aufgibt, abmagert und verstirbt.
Die Larven der Herbstgrasmilbe machen vor Kaninchen und vielen anderen Tieren nicht halt, sie leben in den oberen Hautschichten und ernähren sich von Blut und Gewebsflüssigkeiten. Diese Milben sind häufig auf Graswiesen zu finden und treten gerade im Herbst massenhaft auf.
Am Kopf, an den Ohren und an den Pfoten sind Hautrötungen zu erkennen, es kommt ebenfalls zu Juckreiz, leichtem Haarausfall und Quaddelbildung.
Flöhe und vor allem der Flohkot sind mit bloßem Auge meist als kleine schwarze Punkte zu erkennen. Flöhe gelten als Überträger von Myxomatose und müssen unbedingt behandelt werden.
Schwache, alte und kranke Tiere werden häufig von Schmeißfliegen heimgesucht, die ihre Eier bevorzugt an der Afterregion des Wirtstieres ablegen. Dort ernähren sich die Maden von dem Gewebe und Wundsekreten. Meist lassen sich die Larven als weiße Würmchen in der Wunde gut erkennen.
Selbstverständlich gehören auch die verschiedenen Zeckenarten zu den Plagegeistern unserer Kaninchen. Ist es zu einem Zeckenbiss gekommen, lassen sich die Spinnentiere meist mittels Zeckenzange oder Zeckenkarte leicht entfernen. Beobachten Sie in jedem Falle die Bissstelle einige Tage; entzündet sie sich, sollte ein Tierarzt aufgesucht werden. Womöglich ist dann eine Behandlung mit Amoxicillin-Präparaten notwendig. Zecken können RHD und Myxomatose übertragen.
Welche Endoparasiten gibt es?
Kokzidien sind Einzeller, die in der Umwelt der Tiere häufig zu finden sind. Nehmen sie überhand, sind meist die klassischen Faktoren der Grund: Schlechte und einseitige Ernährung, Bewegungsmangel, Unsauberkeit im Gehege und andere Erkrankungen, die das Immunsystem der Tiere schwächen.
Kokzidien können sich im Darm, in der Leber oder der Galle von Kaninchen einnisten. Durch den Kot der befallenen Kaninchen werden Oozysten (Eier) ausgeschieden, die in der Außenwelt oft monatelang überleben. Andere Tiere der Herde nehmen die Eier oral über das Futter, den Kot und die Einstreu auf und erkranken ebenfalls.
Durchfall und starke Gewichtsabnahme schwächen gerade Jungtiere dramatisch und können schnell zum Tod des Tieres führen. Es können aber auch (gerade ältere) Tiere befallen sein, die Erreger ausscheiden und weitergeben, ohne dabei selbst zu erkranken und Symptome zu zeigen.
Ältere Tiere sind oft von der Leberkokzidiose betroffen: Diese führt zu einer Entzündung der Gallengänge und Leberschwellung.
Kokzidien müssen unverzüglich von einem Tierarzt therapiert werden.
Unsauberkeit ist einer der wichtigsten Ursachen für Parasitenbefall. Absolute Sauberkeit ist im Kaninchenstall ohnehin Pflicht, aber während einer Kokzidienbehandlung muss die Einstreu täglich gewechselt werden, bzw. die Toiletten sollten täglich gereinigt werden. Der Kot der Tiere wird so häufig wie möglich entfernt. Durch die Reinigung werden zwar weder die Eier noch die Erreger komplett beseitigt, aber die Anzahl und die Ansteckungsgefahr wird verringert.
Absolute Sauberkeit ist auch beim Befall mit Spulwürmern angezeigt. Am häufigsten sind Jungtiere und ältere, geschwächte Tiere betroffen, die infolge des Durchfalls schnell abmagern. Spulwürmer, wie auch Kokzidien werden im Kot der Kaninchen nachgewiesen.
Wie verhindere ich einen erneuten Befall?
Für alle Parasiten gilt: Um einen erneuten Befall zu verhindern, muss der Käfig und die Einrichtung mit heißem Essigwasser gründlich gereinigt und gelüftet werden.
Haben Sie weitere Fragen zum Thema? Dann wenden Sie sich gerne jederzeit an uns!
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