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Wissenswertes

Das Brachyzephale Obstruktive Atemwegssyndrom (BOAS)

Brachyzephale Hunderassen wie Mops, Französische Bulldogge, Boston Terrier u.a. erfreuen sich aufgrund ihres kindlichen Erscheinungsbildes und ihres zugewandten Charakters großer Beliebtheit. Durch die anatomische Umgestaltung von Kopf und Körper kommt es bei den Kurznasen jedoch zu einer Vielzahl gesundheitlicher Einschränkungen, die einen chirurgischen Eingriff nötig machen können.

Ein Syndrom bedeutet immer das Zusammentreffen mehrerer Veränderungen und Symptome. Im Falle des Brachyzephalen Obstruktiven Atemwegssyndroms (BOAS) sind nahezu alle Strukturen der oberen Atemwege betroffen.

Abbildung: Schädelform eines mesozephalen im Vergleich zu einem brachyzephalen Hund

Welche Veränderungen gehören zum BOAS?

Die Nasenlöcher und der Nasenvorhof sind zu eng. Die Nasenmuscheln ragen über ihre natürlichen Grenzen hinaus (sogenannte Aberrante Conchen). Das Gaumensegel ist zu lang und oftmals zu dick, die Rachenmandeln sind vergrößert. Die Zunge ist im Verhältnis zur Größe der Maul- und Rachenhöhle zu groß. Weiterhin zeigen viele Brachyzephale Hunde einen Kehlkopfkollaps unterschiedlichen Ausmaßes. Hierbei verengt sich der Kehlkopf bei der Einatmung, so dass weniger Luft in den Patienten gelangt. Die Luftröhre ist je nach Rasse im Durchmesser zu eng, oder zu weich und kollabiert bei der Atmung.

Abbildung: normale Nasenlöcher im Vergleich zu stenotischen Nasenlöchern einer französischen Bulldogge

Warum ist Hitze so gefährlich für Kurznasen?

Hunde regulieren ihre Körpertemperatur durch Hecheln. Hierbei wird Atemluft schnell über die feuchte Schleimhautoberfläche der oberen Atemwege bewegt, und es entsteht Verdunstungskälte. Hunde schwitzen also in der Nase. Durch die erhebliche Einengung der Nasenhöhle und des Rachenraums ist diese Funktion bei brachyzephalen Hunden stark eingeschränkt.

Welche Symptome zeigen Hunde mit BOAS?

Hunde mit einem brachyzephalen obstruktiven Atemwegssyndrom sind wenig leistungsfähig, zeigen laute Atemgeräusche und wechseln bereits bei minimaler Aufregung oder Anstrengung von Nasen- auf Maulatmung. Zum Schlafen wird der Kopf oftmals erhöht abgelegt. Die Hunde überhitzen sehr leicht, und können spontan in Ohnmacht fallen (sogenannte Synkopen) oder sogar versterben.

Sind noch weitere Organsysteme betroffen?

Neben den Veränderungen der oberen Atemwege sind brachyzephale Hunde häufig von Augenveränderungen, Hautentzündungen, Zahnproblemen sowie Veränderungen der Wirbelsäule betroffen.

Wann ist eine Operation notwendig, und was wird operiert?

Bei deutlichen Einschränkungen der Lebensqualität ist ein chirurgischer Eingriff im Bereich der oberen Atemwege indiziert. Im Rahmen einer aus mehreren Schritten bestehenden Operation werden die Nasenlöcher und der Nasenvorhof chirurgisch erweitert, das Gaumensegel ausgedünnt und eingekürzt, bei Bedarf die Rachenmandeln entfernt sowie die Stimmtaschen entfernt. Im Falle eines Kehlkopfkollapses kann dieser je nach Ausmaß ebenfalls chirurgisch korrigiert werden.

Abbildung: Intraoperativer Zustand nach Gaumensegelkürzung und Entfernung der Rachenmandeln

Abbildung: Chirurgische Erweiterung der Nasenlöcher

Wie sind die Aussichten nach einer Operation?

Nach der Operation verbleiben die Patienten für 24 Stunden in stationärer Betreuung und werden engmaschig überwacht. Ein Großteil der Patienten profitiert deutlich von der Operation. Insbesondere die lauten Atemgeräusche, die Schlafqualität sowie die Leistungstoleranz können verbessert werden.