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Häufige orthopädische Erkrankung bei Hund und Katz

Hüftgelenksdysplasie (HD) und weitere Erkrankungen des Hüftgelenks bei Hund und Katze

Was ist HD?

Die Hüftgelenksdysplasie tritt vorwiegend bei größeren Hunderassen auf, und zählt zu den häufigsten orthopädischen Erkrankungen der Kleintiermedizin. Hierbei passen Hüftkopf und -pfanne schlecht zueinander, und das Hüftgelenk ist zu locker. In der Folge kommt es zu einem vorzeitigen Verschleiß und einer Deformation des Gelenks. Es entstehen Arthrosen, Schmerzen und Bewegungseinschränkungen. Genetische Veranlagung sowie Übergewicht zählen zu den wichtigsten Ursachen einer HD.

Welche Symptome sind typisch?

Hunde mit einer Hüftgelenksdysplasie zeigen in erster Linie ein schwankendes Gangbild, fehlende Spielfreude, häufiges Absetzen oder Ablegen beim Spaziergang sowie Schwierigkeiten beim Springen und Treppensteigen. Weiterhin wird insbesondere bei jungen Hunden ein sogenanntes „bunny hopping“ beobachtet. Hierbei werden im Galopp beide Hinterbeine parallel und gleichzeitig aufgesetzt. Zudem zeigen sich teils konkrete Lahmheiten, schwerfälliges Aufstehen sowie Steifigkeit nach Ruhephasen.

Wie wird HD diagnostiziert?

Zur Diagnosestellung werden nach einer gründlichen klinischen Untersuchung Röntgenaufnahmen der Hüftgelenke angefertigt. Idealerweise werden diese in einer schonenden Kurznarkose angefertigt, da Muskelspannung und Bewegungen des Patienten die Aussagekraft der Röntgenbilder negativ beeinflussen.

Mit Hilfe der PennHip Röntgenuntersuchung kann schon ab einem Alter von 16 Wochen eine Aussage über die Qualität der Hüftgelenke getroffen werden.

Abbildung: PennHip Röntgen eines Hundes. Mit Hilfe des sogenannten Distraktors wird die Laxizität, also die Lockerheit der Hüftgelenke dargestellt und vermessen.

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Abbildung links: Junger Hund mit deutlich lockeren Hüftgelenken (sogenannte Laxizität). Mit zunehmendem Alter kommt es zur Deformation der Gelenke und zur Ausbildung von Arthrosen (rechts)

Die Elterntiere waren HD-frei, warum hat mein Hund trotzdem HD?

Trotz züchterischer Selektion kommt die Hüftgelenksdysplasie nach wie vor auch unter Rassehunden häufig vor. Der Erbgang ist komplex, so dass auch Zuchthunde, die in der Röntgenuntersuchung gute Hüftgelenke besitzen, die Merkmale für HD weitervererben können. An Gentests wird intensiv gearbeitet, jedoch gibt es nicht „das eine Gen“ für HD, so dass der Nachweis schwierig ist.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?

Die wichtigste Therapiemaßnahme bei allen Formen von Gelenkerkrankungen ist die Gewichtskontrolle. Hunde mit einer Veranlagung zur Hüftgelenkdysplasie erfahren durch eine abgestimmte Ernährung und das Einhalten des Idealgewichts eine erhebliche Verbesserung des Gangbilds, in jungen Jahren kann die Entwicklung einer HD sogar ausgebremst werden. Das Fortschreiten von Arthrosen wird durch Gewichtskontrolle erheblich verlangsamt. Weiterhin können Physiotherapie sowie Gelenkfutterzusätze zum Einsatz kommen. Moderne Schmerzmittel sowie monatliche Injektionen, die gezielt gegen Arthroseschmerz wirken, können unterstützend angewendet werden.

Wird die Hüftgelenksdsysplasie bereits frühzeitig und deutlich vor Abschluss des Wachstums diagnostiziert, so kann eine Juvenile Pubische Symphysiodese durchgeführt werden. Bei diesem wenig invasiven Eingriff wird die Wachstumsfuge im Bereich des Schambeins verödet, so dass es im weiteren Wachstum des Hundes zu einer Rotation der Beckenschaufeln kommt, und damit die Überdachung der Hüftköpfe durch die Hüftpfanne verbessert wird.

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Berner Sennenhund im Alter von 4 Monaten mit starker Hüftgelenksdysplasie
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Gleicher Patient 16 Monate nach der Symphysiodese

Die Denervation des Hüftgelenks stellt eine weitere Therapiemethode dar. Hierbei werden die Nervenenden im Bereich der Hüftgelenkskapsel im Rahmen eines kleineren chirurgischen Eingriffs zerstört. Jedoch ist der Effekt dieser Operation unterschiedlich, und die Dauer der Wirksamkeit variiert.

Der Goldstandard in der Therapie der Hüftgelenksdysplasie ist das Einsetzen eines künstlichen Hüftgelenks. In der Tierklinik Oberhaching wird ein hochmodernes, zementfreies System verwendet. Das künstliche Hüftgelenk bietet die besten funktionellen Ergebnisse unter allen Therapieformen.

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Abbildung: Totalendoprothese rechts aufgrund einer Hüftgelenksdysplasie

In einzelnen Fällen ist das Einsetzen eines künstlichen Hüftgelenks aufgrund einer zu starken Veränderung der Anatomie des Hüftgelenks oder aufgrund des Gesamtzustands des Patienten nicht möglich. Bei starken Lahmheiten oder Schmerzen kann hier eine Femurkopfhalsresektion durchgeführt werden. Im Rahmen dieser Operation wird der Oberschenkelkopf entfernt. Es bildet sich ein bindegewebiges Pseudogelenk aus. Jedoch ist mit einem eingeschränkten Bewegungsumfang dieses Pseudogelenks sowie einer geringen Stabilität unter Belastung zu rechnen. Deshalb sollte gut abgewogen werden, ob eine Femurkopfhalsresektion die richtige Entscheidung für den Patienten ist. Diese Operation eignet sich eher für kleine und leichte Patienten.

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Abbildung: Femurkopfhalsresektion bei einem Zwergpudel

Welche Hüftgelenkserkrankungen gibt es noch?

Schlecht verheilte Knochenbrüche oder Verletzungen der Wachstumsfuge im Bereich des Hüftgelenks können ebenfalls zu chronischen Veränderungen führen, und eine chirurgische Intervention nötig machen. Ob der Einsatz eines künstlichen Hüftgelenks möglich und indiziert ist, muss im Einzelfall entschieden werden.

Kleine Hunderassen können in jungen Jahren eine sogenannte Aseptische Femurkopfnekrose entwickeln, auch bekannt als Morbus Legg-Calvé-Perthes. Der Oberschenkelkopf wird nicht mehr richtig durchblutet, die Knochenstruktur bricht zusammen, und es kommt zu Schmerzen und Lahmheiten im betroffenen Hüftgelenk. Neben der Femurkopfhalsresektion kann auch hier als Goldstandard das künstliche Hüftgelenk eingesetzt werden.

Kann meine Katze auch HD haben?

Insbesondere bei großwüchsigen und schweren Katzen wie z.B. der Maine Coon kommt die Hüftgelenksdysplasie regelmäßig vor. Zudem kommt es insbesondere bei kastrierten Katern großwüchsiger Katzenrassen häufig zu einer Zusammenhangstrennung der Wachstumsfuge im Bereich des Oberschenkelkopfes (sogenannter slipped capital femoral epiphysis, SCFE). Hierbei bestehen oftmals so deutliche Veränderungen des Gelenks, dass ein Gelenkerhalt nicht immer möglich ist. Auch für Katzen steht inzwischen die Möglichkeit eines künstlichen

Hüftgelenks zur Verfügung, und bietet eine funktionell überlegene Alternative zur Fermurkopfhalsresektion.

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Abbildung: Maine Coon Kater mit einer Zusammenhangstrennung der Wachstumsfuge am Oberschenkelkopf (SCFE)